20220625 140859 1 1 1„Winzigerode“ nannte Sarah Kirsch jahrzehntelang den Ort, in dem sie am 16.4.1935 als Ingrid Hella Irmelinde Bernstein geboren wurde. Im Pfarrhaus -„einem südländisch anmutenden Fachwerkbau auf einer Anhöhe“ - oberhalb der alten, wehrhaften Dorfkirche. Hier verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre, bevor sie mit der Familie nach Halberstadt zog.


20220625 140859 1 1 1Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Limlingerode „unerreichbar und Sperrgebiet“. Die Erinnerung an den Geburtsort der Lyrikerin schien in Vergessenheit zu geraten. So auch das Haus, in dem der Großvater seinen letzten Amtssitz vor dem Ruhestand hatte. 


20220625 140859 1 1 11978 reiste Sarah Kirsch im Zuge der Biermannaffäre aus der DDR aus und nicht nur das Geburtshaus inmitten der „roterdigen gewellten Landschaft“, sondern auch ihre Dichtung rückte hier am Ursprung zunehmend aus dem Bewusstsein Vieler. 


20220625 140859 1 1 1Nach dem Mauerfall 1989 und der sich anschließenden deutschen Wiedervereinigung stand das alte Pfarrhaus plötzlich wieder in der Mitte des Landes und die Texte der hier geborenen großen Dichterin rückten zunehmend in den Fokus einer Gruppe Interessierter, die es sich zur Aufgabe machte, den „Schutthaufen“ zu bewahren, zu neuem Leben zu erwecken und so einen Ort der Begegnung und der Künste zu initiieren. 


20220625 140859 1 1 1Was Mitte der neunziger Jahre begann und über einen langen, oft mühsamen Weg immer wieder mit viel Herzblut vorangetrieben wurde, konnte im November 2002 abgeschlossen werden. „Die dreitägige Eröffnung sog. Dichterstätte gestaltete sich manierlicher als ich gedacht hab. Und mein Herz ist jetrudelt, als ich das Haus nach längerer Zeit wieder sah. Besser hätte es meine Vorstellungskraft nicht erschaffen können“. 


20220625 140859 1 1 1Seitdem ist das alte Pfarrhaus mit seiner besonderen Atmosphäre ein Ort des Austausches und der Verbindung der verschiedenen künstlerischen Bereiche. Wenn im Salong Musenbundt der Gong ertönt, Lyrisches erklingt und  beim anschließenden Kaffeetrinken über neue Vorhaben und Gott und Welt gesprochen wird, dann weiß man: Die Mühe hat sich gelohnt. Denn ein Museum ist die Dichterstätte nicht, eher „ne Art Kulturhaus und basta.“